Sonntag, 14. Februar 2016

2. Vorsatz: Aufhören Nicht-Gegebenes zu nehmen

Mit dem zweiten Vorsatz ist in der negativen Formulierung in Extremform Stehlen gemeint. Etwas subtiler heißt nicht-Gegebenes aber tatsächlich alles, was mir jemand nicht aus freien Stücken gegeben hat. D.h., auch wenn ich vermute, dass der andere nichts dagegen hätte, wenn ich mir mal kurz etwas nehme oder weiß, dass der andere es nicht merkt, diese Sachen nicht zu nehmen. Sich also nicht gerade etwas Kaffee beim Kollegen, der gerade nicht da ist, aus dem Büro mopsen, weil man selber keinen hat oder auch - was mir so langsam bei uns im Buddhistischen Zentrum der Klassiker zu sein scheint - nicht bei der Arbeit private Sachen auszudrucken.

Aber auch hier gilt wieder, jeder übt an der Stelle und in der Tiefe, die für ihn passt. Es ist Ihre freiwillige Entscheidung. Ich achte z.B. seit Jahren darauf, mir nicht von Studenten, Patienten oder Kollegen schnell mal z.B. einen Kuli zu nehmen, wenn ich keinen griffbereit habe, sondern vorher zu fragen. Eine Geste, die für mich auch mit Respekt verbunden ist.

Die positive Formulierung des Vorsatzes lautet, sich großzügig zu verhalten. Großzügigkeit gilt als die grundlegende buddhistische Tugend. Wer sich in Großzügigkeit übt, tut das nicht, um etwas zurück zu bekommen, nicht für einen guten Ruf, für Dankbarkeit oder eine Gegenleistung. Es ist einfach nur ein Geben und der Empfänger kann damit tun, was er möchte. Ob Sie sich wirklich mit den buddhistischen Inhalten beschäftigen und Ethik und Meditation üben, nachdem ich es Ihnen hier in dieser Gruppe präsentiere, ist alleine Ihre Entscheidung.

Auf diesem Prinzip beruht z.B. auch das Buddhistische Zentrum hier in Essen. Jeder gibt so viel er kann und möchte. Als ich vor 6 Jahren das erste Mal in das buddhistische Zentrum in Essen kam, wurden mir unter anderem ein Meditationskurs, Buddhismuskurse und Studiengruppen geboten, es wurde nichts von mir verlangt. Ich hatte damals wegen eines bösen Rechtsstreits kaum Geld, daher konnte ich nichts spenden und mir wurde sogar von einer aus meiner Studiengruppe angeboten, mich monatlich mit 200 Euro zu unterstützen. Andererseits konnte ich später etwas mehr spenden. Das beruhte aber nur auf dem Wunsch, etwas geben zu wollen, es wurde nicht erwartet.

Nun hat nicht jeder viel Geld, es gibt aber viele Möglichkeiten, sich in Großzügigkeit zu üben. Z.B. können Sie dem anderen Zeit oder Energie geben, also vielleicht den Abwasch machen, für den anderen da sein, wenn er es braucht. Sie können Ihr Wissen, Ihre Erfahrung weitergeben, Sie können Furchtlosigkeit geben, also einen Raum schaffen, in dem andere ohne Angst sein können. Genauso ist es aber natürlich auch möglich, dem anderen Zeit zu stehlen, und andere Energie auszubeuten, auszusaugen. das würde wieder unter die Negativformulierung fallen. Es heißt so schön, "gib was Du kannst und nimm was Du brauchst".

Auf Free Buddhist Audio gibt es einen Vortrag zum Thema Großzügigkeit von Shantipada. 

Ein Beitrag von Christiane.

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